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Fakultät Rehabilitationswissenschaften
Beiträge der Beruf- und Wirtschaftspädagogik zur Rehabilitierung dysfunktionaler gesellschaftlicher Kontexte

Berufsbildung in fragilen Kontexten

Ausgangs- und Problemlage

Fragile Staatlichkeit und gewalttätige Konflikte stellen vielerorts ein zentrales Entwicklungshemmnis dar und stehen in enger Wechselwirkung mit Armut. Von fragilen Kontexten ist die Rede, wenn ein nur eingeschränktes staatliches Gewaltmonopol vorliegt, der Staat nicht in der Lage ist, soziale Basisdienstleistungen bereitzustellen und es ihm an Legitimität mangelt (United Nations und World Bank 2018; Grävingholt et al. 2015). Diese Problemlage trifft insbesondere auf viele Staaten und Regionen in Sub-Sahara-Afrika zu, welches die internationalen Aktivitäten der Entwicklung und Zusammenarbeit erschwert. Aktivitäten internationaler Berufsbildung sind bereits seit langem ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die Verbindung mit dem Aktionsfeld der deutschen Nothilfe in Krisen und Konfliktsituationen sind hingegen kaum entwickelt.

Forschungsinteresse

Einen Beitrag zu leisten, durch berufliche, soziale und ökonomische Rehabilitation auf Mikro- und Meso-Ebene im gesellschaftlichen Kontext, Dysfunktionalität und Fragilität zu reduzieren.

Ziel des Forschungsvorhabens

Entwicklung einer konzeptionellen Grundlage, um die Stärken von Berufsbildung im Kontext von internationaler Zusammenarbeit in fragilen Kontexten zu nutzen und im Rahmen eines Interventionsforschungsprojektes in einem Fallstudiendesign in Somalia zu erproben (vgl. Krainer und Lerchster 2012).

Forschungsfragen

  • Welchen Kenntnisstand gibt es zum Zusammenhang von Bildungsaktivitäten und der Bewältigung von Krisensituationen in der internationalen Zusammenarbeit?
  • Welche Rolle kann berufliche Rehabilitation auf den verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen spielen, um fragile Kontexte zu stabilisieren?
  • Lassen sich konzeptionelle Ansätze für Berufsbildung und gesellschaftliche Rehabilitation entwickeln?
  • Wie könnten diese Ansätze implementiert und dauerhaft erfolgreich umgesetzt werden?

Theoretische Fundierung

Es werden verschiedene theoretische Stränge der international vergleichenden (Berufs-)Bildungsforschung  mit theoretischen Ansätzen der Entwicklungsländerforschung verbunden (vgl. u.a. Greinert 2017; Busemeyer 2013; Rappleye und Paulson 2007; Wolf 2018; Johnson et al. 2007; Gross und Davies 2015).

Forschungsmethodik

  • Qualitative Untersuchung mit einer klassischen Methodentriangulation (vgl. Denzin 1994) und einem Fallstudiendesign (vgl. Fricke 2010).
  • Deskstudie insbesondere grauer Papiere zur Auswertung der vorhandenen wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnisse über Bildungsaktivitäten in fragilen Kontexten
  • Experteninterviews über die Aktivitäten im Kontext von Fragilität im Kontext der Fallstudie Somalia
  • Feldaufenthalt in Somaliland, Beobachtungen vor Ort, Gespräche mit Regierungsvertretern und  weiteren lokalen und regionalen Stakeholdern.
  • Die Auswertung der gewonnen Daten erfolgte mittels des theoriebasierten Analyserasters in einer zusammenfassenden, inhaltszentrierten qualitativen inhaltsanalytischen Vorgehen (vgl. Atteslander et al. 2010).
  • Die gewonnenen Ergebnisse wurden durch zentralen Akteuren mit Erfahrungen in der Fallstudien-Region kommunikativ validiert (Terhart 1981) und zu einem umsetzungsfähigen Konzept verdichtet.

Vorhandene und Abzusehende Ergebnisse

Vorhandene Ergebnisse

Abzusehende Ergebnisse

  • Fallstudie und Aktionsforschung mit ausgewählten Akteuren (Internationale NGO) zur Implementierung und dauerhaften Umsetzung des entwickelten Konzeptes in verschiedenen Regionen Somalias.
  • Formative Evaluation des Prozesses der Implementierung und Umsetzung
  • Validiertes und ggf. übertragbares Konzept zur Rehabilitation dysfunktionaler und fragiler Kontexte in Entwicklungsländern durch Berufsbildung und Wirtschaftsförderung.

Übersicht

Projekttitel Berufsbildung in fragilen Kontexten – Beiträge der Beruf- und Wirtschaftspädagogik zur Rehabilitierung dysfunktionaler gesellschaftlicher Kontexte
Projektleitung / Projektbeteiligte

Dr. Nicole Rudner / PD Dr. Stefan Wolf

Drittmittelgeber Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Förderzeitraum 2018-2020
Internetseite

https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Aktuelles/News-Details_494976.html

https://www.kfw-entwicklungsbank.de/PDF/Download-Center/PDF-Dokumente-Development-Research/2018-11-05_EK_Berufsbildung_im_fragilen_Kontext_DE.pdf

Anmerkungen (z.B. Quellen)

Atteslander, P., Cromm, J., Grabow, B., Klein, H., Maurer, A. & Siegert, G. (2010). Methoden der empirischen Sozialforschung (13. Aufl.). Berlin: Erich Schmidt.

Busemeyer, M. R. (2013). Die politische Ökonomie kollektiver Ausbildungssysteme im internationalen Vergleich. In M. Stock, A. Dietzen, L. Lassnigg, J. Markowitsch & D. Moser (Hrsg.), Neue Lernwelten als Chance für alle. Beiträge zur Berufsbildungsforschung;. Tagungsband der 3. Österreichischen Konferenz für Berufsbildungsforschung, 5./6. Juli 2012 (Innovationen in der Berufsbildung, Bd. 8, S. 23–37). Innsbruck: Studien-Verl.

Denzin, N. K. (1994). The Art and Politics of interpretation. In N. K. Denzin & Y. S. Lincoln (Hrsg.), Handbook of qualitative research (S. 500–515). Thousand Oaks: SAGE.

Fricke, W. (2010). Fallstudienforschung als Aktionsforschung. In H. J. Pongratz & R. Trinczek (Hrsg.), Industriesoziologische Fallstudien. Entwicklungspotenziale einer Forschungsstrategie (S. 257–279). Berlin: Ed. Sigma.

Grävingholt, J., Ziaja, S. & Kreibaum, M. (2015). Disaggregating state fragility. A method to establish a multidimensional empirical typology. Third World Quarterly 36 (7), 1281–1298. doi:10.1080/01436597.2015.1038340

Greinert, W.-D. (2017). Berufsqualifizierung in Europa. Ein Vergleich von Entstehung und Entwicklung der drei klassischen Modelle (Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 85, 2., überarbeitete Auflage). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

Gross, Z. & Davies, L. (Hrsg.). (2015). The Contested Role of Education in Conflict and Fragility (SpringerLink : Bücher). Rotterdam: SensePublishers.

Johnson, D., Phillips, D. & Maclean, R. (2007). Education for livelihoods and civic participation in post-conflict countries. Conceptualizing a holistic approach to TVET planning and programming in Sub-Saharan Africa: a discussion paper (UNESCO-UNEVOC, UNESCO International Centre for Technical and Vocational Education and Training & University of Oxford Conflict and Education Research Group (CERG), Hrsg.). http://www.unevoc.unesco.org/fileadmin/user_upload/pubs/IntLib_DiscP_PostConf.pdf.

Krainer, L. & Lerchster, R. E. (Hrsg.). (2012). Interventionsforschung. Band 1. Paradigmen, Methoden, Reflexionen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Rappleye, J. & Paulson, J. (2007). Educational Transfer in Situations Affected by Conflict: Towards a Common Research Endeavour. Research in Comparative and International Education - RCIE 2 (3), 252.

Terhart, E. (1981). Intuition - Interpretation - Argumentation. Zum Problem der Geltungsbegruendung von Interpretationen. Zeitschrift für Pädagogik 27 (5), 769-793.

United Nations & World Bank. (2018). Pathways for Peace. Inclusive Approaches to Preventing Violent Conflict. Washington, DC: Washington, DC: World Bank. https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/28337. Zugegriffen: 15. Dezember 2018.

Wolf, S. (2018). Theoretische Rahmungen und historische Erfahrungen der Industrialisierung für einen Austausch mit Entwicklungsländern zur Weiterentwicklung der Erwerbsqualifizierung. In M. Gessler, M. Fuchs & M. Pilz (Hrsg.), Konzepte und Wirkungen des Transfers Dualer Berufsausbildung (S. 551–600). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.